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Weinbau in Oberndorf

MZ vom 10.6.2005


MZ vom 30.10.2005



Nachfolgend ein Text von Fritz Angrüner:

Vom ersten bekannten Richter in Abbach, Gebolf (um 1270), erfahren wir erstmals, daß um Abbach einmal Wein angebaut worden ist. Gebolf hat damals den Weinzehent der Pfarrei Abbach von Bischof Leo zu Regensburg für 60 Pfund Regensburger Pfennige käuflich erworben. Einen weiteren sehr frühen urkundlichen Nachweis über einen Abbacher Wein gibt es im "Freiheitslibell" aus dem Jahre 1335. In diesem Rechtsbüchlein wird in dem Artikel "Payrish Wein" unter anderem ausgeführt: "Item, wenn ainer, es ~Iäre hie oder zu Oberndorf, bairischen wain kaufft und führt den hie zu Abach, lankhart (= langquaid) oder an anderen Enden durch, ist der maut befreidt."
Der Bayerwein war das Mittelalter durch das gewöhnliche Getränk des gemeinen Mannes. Wie die "Bayerische Landtafel" von Philip Apian (1579) aufzeigt, wurde hierorts der Weinbau besonders um Poikam und Kapfelberg schon sehr früh gepflegt; die Südhänge erwiesen sich eben als recht günstig. In der Stifungsurkunde der Kapelle St. Christophorus zu Abbach aus dem Jahre 1484 ist von einem Weingarten in Poikam die Rede, der von Herzog Albrecht gegeben worden ist. Außerdem wird hier ein Weingarten zu Kubelsbrunn erwähnt {eine Flur südöstlich von Bad Abbach) , der dem "Aman von Gämbling" (=Gemling) gehörte.
Im Jahre 1449 wurde in der Filialkirche zu Oberndorf ein Frühmeß- oder Wochenmeß-Benifizium gestiftet. Für die Verrichtung dieser Messe bekam der Pfarrer zu Abbach an Weinzehent 2 1/2 Eimer bewilligt.
Ab dem 16. Jahrhundert ging der Weinbau in unserer Heimat überall zurück. Es lagen zu viele Lasten darauf. und der Ertrag war unsicher und wechselnd. Große Einbußen erlitt der Weinbau besonders durch die Einführung des Weißbieres,(=Weizenbieres) hierzulande (1606). Die Wittelsbacher hatten dieses Monopol 1604 von dem in diesem Jahre ausgestorbenen Reichsfreiherrengeschlecht der Degenberger zu Schwarzach ererbt, nach München geholt und überall im Lande verbreitet. Den Todesstoß versetzte dem Weinbau aber der Dreißigjährige Krieg: Die Weinberge blieben ohne Pflege. sie verwilderten. und nach dem Kriege fehlte es an Arbeitskräften und an den nötigen Mitteln. um sie wieder instandzusetzen.
Im nahen Oberndorf gibt es heute noch den Flurnamen "Am Weinberg" und auch eine diesbezügliche Straßenbezeichnung. Im Jahre 1878 verzeichnete die damalige Gemeinde in ihrer landwirtschaftlichen Bodennutzung noch einen Weinanbau von 1 Tagwerk 10 Dezimale. Bis in unsere Zeit herein ließen sich an den Berghängen hinter dem Dorf immer wieder verwilderte Weinreben finden. Die Weinbergs-Traubenhyazinthe (Muscari racemosum). die gerne verwildert aus Weingärten vorkommt. blüht heute noch auf dem Weinberg unterhalb des Dorfes.

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