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Oberndorf 2007 - 1000 Jahre ?


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Dieser Artikel in der MZ und die Erinnerungen vieler Oberndorfer an das, was sie in der Schule im Fach Heimatkunde gelernt haben, löste so manche Planungen und Aktivitäten in Oberndorf aus.
Deshalb haben einige die Hilfe unseres forschungserfahrenen Mitbürgers Dr. phil. Georg Köglmeier, M.A. in Anspruch genommen, um den Sachverhalt ausführlich zu erforschen.

Leider war das Ergebnis nicht das Gewünschte, denn:

Die Existenz Oberndorfs ist frühestens für das Jahr 1115 gesichert.

Nachfolgend eine Zusammenfassung der Analyse der relevanten Dokumente:


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In der Urkunde vom 1. November 1007, durch die König Heinrich II. Abbach und andere umliegende Orte an das von ihm neu gegründete Bistum Bamberg schenkte, ist Oberndorf nicht namentlich genannt.

In der lateinischen Urkunde (siehe Abb. links) steht (in deutscher Übersetzung):
"[...] Alle sollen wissen, dass wir [gemeint ist König Heinrich II.] unseren Besitz, den Ort Ahabah [= Abbach] genannt, im Gau [hier eine Lücke] und in der Grafschaft des Grafen [hier ebenfalls eine Lücke] gelegen, dem genannten Bischofssitz Bamberg schenken mit allen Zugehörungen und Anhängen, nämlich Dörfern, Höfen, Kirchen, Knechten und Mägden, Hofstätten, Gebäuden, bebauten und unbebauten Ländereien, Wegen und Unwegen, Aus- und Eingängen, besucht und unbesucht, mit Wäldern, Forsten, Jagden, Fischwässern, Mühlen, beweglichen und unbeweglichen Sachen und mit allem anderen, das richtig geschrieben oder genannt wird [...]."

 


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1109 gründete der Bamberger Bischof Otto I. das Kloster Prüfening bei Regensburg und bedachte es mit Schenkungen aus seinem Besitz. Am 11. Dezember 1138 stellte Bischof Otto eine Urkunde aus, in der er die Gründung des Klosters darstellte und eine Aufstellung über seine Schenkungen an das neue Kloster gab. Diese Urkunde ist in Form von zwei Fälschungen überliefert (eine davon siehe Abb. links), die wohl im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts entstanden sind. Der Inhalt dieser gefälschten Urkunden entspricht aber wohl den historischen Tatsachen. In diesen Urkunden wird nun auch Oberndorf erstmals namentlich genannt, als "Oberdorf"
 .
Demnach hatte Oberndorf, ebenso wie Abbach ("Ahebach") und Lengfeld ("Lengeuelt"), dem Bischof von Bamberg gehört. Dieser hatte seinen Lehnsmann Friedrich von Pettendorf mit den drei Orten belehnt. Als Friedrich von Pettendorf gestorben war, ohne männliche Erben zu hinterlassen, waren seine Lehen an den Bamberger Bischof zurückgefallen und dieser hatte sie an das Kloster Prüfening geschenkt. Friedrich von Pettendorf starb zwischen 1112 und Ende 1115 (und nicht erst 1119, wie in der älteren Literatur zu lesen ist).

Oberndorf wird also in einer aus dem 13. Jahrhundert als Fälschung überlieferten Urkunde vom 11. Dezember 1138 erstmals erwähnt und ist bis zum Jahre 1115 zurückzuverfolgen.

Die Frage, ob Oberndorf eines der Dörfer war, die in der Urkunde Heinrichs II. von 1007 genannt werden, ob es also bereits 1007 bestand, läßt sich nicht beantworten. Oberndorf muss nicht durch die Schenkung von 1007 an Bamberg gekommen sein. Es ist auch denkbar, dass der Ort erst im Laufe des folgenden Jahrhunderts entstanden ist.
Die Angabe bei Hengge (S. 26) Oberndorf werde "geschichtlich bereits 1007 bei der Errichtung des Bistums Bamberg genannt", entbehrt also jeder Grundlage. Hengge bezieht sich in seinem Werk auf die Arbeit von Gandershofer, der allerdings keine Behauptung, sondern nur eine Vermutung aufstellt, wenn er schreibt (S. 302): "Wahrscheinlich war dieses Oberndorf eines jener Dörfer, welche Kaiser Heinrich der Heilige im Jahre 1007 mit dem Hauptgute Abach an das von ihm errichtete Bisthum Bamberg verschenkte." Belege für diese Vermutung kann freilich auch Gandershofer nicht vorweisen.

Fotokopien der Originalurkunden, die im Staatsarchiv Bamberg bzw. im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München liegen, sind im Archiv der Marktgemeinde Bad Abbach zu besichtigen.

Quellen- und Literaturhinweise:
bulletDie Urkunden Heinrichs II. und Arduins, hg. von Harry Bresslau u.a. (MGH, Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd. 3), Hannover 1900-1903, S. 174 f Nr. 146.
Abdruck der Urkunde Heinrichs II. vom 1. November 1007, durch die er Abbach dem Bistum Bamberg schenkte.
bulletMonumenta Boica, Bd. XIII, München 1777, S. 158-162 Nr. VIII u. S. 163 f Nr. IX.
Abdruck der beiden Fälschungen der Urkunde vom 11. Dezember 1138.
bulletJohann Looshorn: Geschichte des Bisthums Bamberg, Bd. 2, Bamberg 1888.
Looshorn bringt eine knappe deutsche Übersetzung der Urkunde vom 11. Dezember 1138 (S. 142 f).
bulletHans Hirsch: Die Urkundenfälschungen des Klosters Prüfening, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Bd. 29, 1908, S. 1-63.
Hirsch behandelt hier auch die Urkunde Bischof Ottos I. vom Bamberg vom 11. Dezember 1138 (S. 22-28).
bulletG. M. Gandershofer: Chronik des Marktes und Badeortes Abach nächst Regensburg. Aus archivalischen und andern verläßigen Quellen, in: Verhandlungen des historischen Vereins für den Regenkreis, 1. Jg., 4. Heft, 1832, S. 277-394.
GANDERSHOFER, Maurus OSB (Taufname: Georg), Bibliothekar, Historiker, * 22.1. 1780 Pentling bei Regensburg, † 28.8. 1843 Regensburg. Zu Beginn der 1830er Jahre mußte er aufgrund gesundheitlicher Probleme Bad Abbach aufsuchen, wo seine Chronik über den Ort und die Heilquelle entstand.
bulletMaximilian Hengge: Führer durch Abbach und Umgebung mit besonderer Betonung seines Schwefelbades und der geschichtlichen Vergangenheit. Bearbeitet nach der Chronik v. G. M. Gandershofer 1835, Regensburg [1925].
Hengge war Apotheker in Abbach.
bulletHeinrich Wanderwitz: Studien zum nordgauischen Adel im Hochmittelalter, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 133, 1993, S. 29-60.
Wanderwitz, der Leiter des Regensburger Stadtarchivs, behandelt in diesem Aufsatz u.a. das Adelsgeschlecht der Herren von Pettendorf und kann das Todesdatum Friedrichs III. von Pettendorf neu bestimmen, eben auf die Zeit zwischen 1112 und 1115.

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