Im Folgenden einige Textauszüge aus "auf den Spuren unserer Vorfahren...", Heimatverein Bad Abbach Heft 20/93 von Werner Sturm:
Die Entstehung von Dolomit- und Grünsandstein
Die häufigsten Gesteine im Bereich von Oberndorf bestehen aus Dolomit und Grünsandstein. Vor etwa 110
Millionen Jahren kam es zu einer gewaltigen Meeresüberflutung, die sich auch in
unserer Heimat auswirkte. Die Ablagerungen dieses Kreidemeeres beginnen bei
Regensburg mit dem Grünsandstein. Der Stein ist feinkörnig und weist grünliche
bis gelblich-graue Farbformationen auf. Er ist leicht zu bearbeiten, allerdings
nicht allzu wetterbeständig. Bei der Entstehung von Dolomit handelt es sich um die Umwandlung von verschiedenen
Kalkgesteinen und deren Ausbildungen in Dolomit. Dabei wurde nicht nur die
chemische Zusammensetzung, sondern auch das Gefüge zu einem zähen, harten und
körnigem Gestein verändert.
die Lage der Oberndorfer Steinbrüche
1) Steinbruch FlNr.242,243 |
Steinbrüche und Steinfrachten
Seit mehr als 200 Jahren lieferten die Steinbrüche bei Oberndorf
Wasserbausteine zum Schutz der Ufer an der oberen Donau. Der Hauptabsatzbereich
erstreckte sich von Neustadt an der Donau bis Straubing. Aber auch weiter flussabwärts konnten zeitweise Steinfrachten geliefert
werden. Der Oberndorfer Steinbruch am Hanslberg gehörte anfangs drei Familien:
der Familie Ziegler aus Sinzing, der Familie Weigert aus Demling und der
Familie Hofmeister aus Prüfening. Diese Familien hatten den gemeindeeigenen
Steinbruch Oberndorf gegen "Bruchzins" zur Nutzung gepachtet.
Die gebrochene Steinmenge ermittelte man nach altern Herkommen am
Eichmaß des jeweiligen Schiffes, mit dem die Steine abtransportiert wurden.
Dabei konnte man die Tonnen oder auch Kubikmeter bis auf die dritte Stelle
hinter dem Komma feststellen. Zur Übernahme der Steine wurde das Schiff beim
Steinbruch festgemacht, und zwar mit sog. Vorausseilen am "Kranz"
(Bug) und mit Achterseilen am
"Sterz" (Heck). 50-Zentimeter breite Holzladen ermöglichten es, mit Radeltruhen oder "Rawern" (eine
besondere Art von Blechschubkarren) die Steine auf das Schiff zu schieben. Bis
an das Ufer brachte man das Ladegut aus dem Steinbruch mit eisernen Rollwagen,
die auf Schienen liefen.
Hier eine Gruppe Oberndorfer Steinbrucharbeiter ca. 1930
Bereits vor 100 Jahren wurde das Verladen nicht nach
Stunden, sondern nach Leistung entlohnt. Daher wurde jede Arbeitsgruppe oder
"Partie" nach freiem Entscheid der Verlader zusammengestellt.
Langsame Arbeiter hatten es da schwer, in eine Gruppe von "Flinken"
aufgenommen zu werden. Zwar bestimmte der Betriebsleiter, wann mit der Arbeit zu beginnen sei,
wie lange aber verladen wurde, bestimmte die Verladegruppe der
"Steinbrüchler" selber, auch wann und wie lange sie Brotzeit machten.
Nach Feierabend radelten die Männer mit ihren Fahrrädern nach Hause, um
ihre kleine Landwirtschaft noch zu besorgen.
Mitte der sechziger Jahre wurde es immer schwieriger, geeignete Leute
für die schwere Steinbrucharbeit zu bekommen. Man musste auf Gastarbeiter
ausweichen. Es kamen Spanier, Griechen, Italiener und Jugoslawen. Oft wollten
die Einheimischen mit den Ausländern keine gemischten Gruppen bilden. Da der Samstag für die Deutschen schon ein freier Tag war, musste die
Familie Hofmeister nur mit den Gastarbeitern am Wochenende allein verladen. Wie
Herr Hofmeister ausdrückte, haben diese Leute ebenso viel geschafft wie die
eingeübten einheimischen Kräfte. Früher gab es noch nicht die zuverlässigen
Wasserstandsmeldungen an
jedem Morgen im Radio. Da kam es gelegentlich schon vor, dass ein vollbeladener
Kahn zur Unzeit abfuhr und auf einer Kiesbank aufsetzte. Ein weiteres Schiff
musste herbeigeholt werden, um einen Teil der schweren Fracht umzuladen. Am
Zielort wurde von Hand ausgeladen. Die Steinbrüchler kamen nachgeradelt,
richteten Zimmermannsböcke im Schiff auf, schoben dicke Bretter darüber, um von
der so geschaffenen Plattform die Steine über Bord zu werfen. Fielen die schweren Steine ins Wasser, gab es im Sommer eine willkommen
Erfrischung. Bei Kälte wich man den kalten Wasserfontänen geschickt aus. Erst
als man eine Blechrutsche anbaute, verlief die Arbeit ungestörter.
Ähnlich half
man sich ab dieser Zeit auch beim Beladen der Schiffe. Zwei Eisenrutschen, die verschieden hoch waren, konnten den wechselnden
Wasserständen angepasst, ihren Dienst tun. Kipplaster fuhren die Steine aus dem
Bruch bis an die Rutsche. Beim Hochkippen kollerten die Steine über die
Rutschen auf das Schiff. Zu Anfang waren die Steinbrüchler dieser Neuerung gegenüber recht
ablehnend. Als sie aber feststellen konnten, dass trotz dieser Rationalisierung
niemand entlassen wurde und alle mit leichterer Arbeit weiterbeschäftigt
wurden, freundete man sich mit der neuen Tätigkeit an. Heute würde diese
schwere Arbeit kaum mehr ein Arbeiter freiwillig machen.
Die Gemeinde Oberndorf betrieb auf dem Grundstück mit Flurnummer 238
1/2 einen eigenen Steinbruch unmittelbar an der Donau flussabwärts von Oberndorf.
Im Jahre 1876 verpachtete die Gemeinde Oberndorf diesen Steinbruch an den Ökonom
Ludwig Weigert aus Steinweg. Gleichzeitig hatte Ludwig Weigert in unmittelbarer
Nähe auf der Flurnummer 236 einen eigenen Steinbruch erworben. Im Pachtvertrag
werden zwischen der Gemeinde Oberndorf und Ludwig Weigert folgende Bedingungen vereinbart:
An die Gemeindekasse sind jährlich 18 M zu entrichten, soweit in beiden Brüchen
Steine abgebaut
Der Vertrag wird auf unbestimmte Zeit abgeschlossen, denn es heißt im Vertrag:...
Derselbe kann solange Steine brechen, als ihm beliebt ist.
Allerdings gibt es nach wenigen Jahren Schwierigkeiten zwischen der
Gemeinde Oberndorf und dem Steinbruchbesitzer Weigert, da er sich beschwert und
der Gemeinde gerichtliche Schritte androht. Die Gemeinde Oberndorf hatte einen Teil des Grundstückes von Michael
Weigert im Jahre 1888 verkauft oder verpachtet. Weigert fordert die Gemeinde ultimativ
auf, das Steinbrechen in seinem Grundstück einstellen zu lassen, andernfalls er gerichtliche
Hilfe in Anspruch nehmen werde. Am 12. Januar 1881 wird ein weiteres
Grundstück verpachtet. Der Söldner Jakob Knittl verpachtet sein Grundstück Nr.
243 an die Pflastermeister Georg und Johann Wittmann aus Regensburg, die dort Pflastersteine
brechen wollen.
Sie haben für jeden Kubikklafter 5 Mark zu entrichten. Ein Kubikklafter ist
zwölf Schuh lang, sechs Schuh breit und drei Schuh hoch. Die Grösse des
gepachteten Steinbruches beträgt in der Länge 77 m, in der Breite 90 m.
Die Pachtzeit wurde auf 6 Jahre festgelegt. Während dieser Zeit durfte der Verpächter nicht weiterver-
pachten. Außerdem wurde dem Pächter ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Sollte sich das Steinmaterial nicht zu Pflastersteinen eignen, könne der
Vertrag wieder rückgängig gemacht werden.
Im Jahre 1899 kam es zu einem weiteren Pachtvertrag zwischen der
Gemeinde Oberndorf und Ludwig Fritsch aus Regensburg. Herrn Ludwig Fritsch wurde
zugestanden, zum Zwecke von
Sandlieferungen ab 11. Juli 1899 die Gemeindegründe links der Donau beginnend vom
Uferschutzbau bis zum
Ende der Joh. Schwarz´schen Grundstücke zur Anlage von Karren-, Fahrt- und
Rollbahnwegen zu nutzen. Dafür ist ein Betrag von jährlich 4 Mark für die Dauer von 5 Jahren zu
bezahlen.
Um das Sprengpulver ordnungsgemäß und sicher aufbewahren zu können,
wurde den Brüdern Hallinger aus Rosenheim am 8. September 1907 genehmigt, auf
dem Gemeindegrund Flurnummer 238 1/2 ein Pulver- und Dynamitmagazin zu
errichten.
Seit der Jahrhundertwende betrieb auch die Familie Hofmeister einen
Steinbruch bei Oberndorf( Flurnummer 238 1/2 ). Der Pachtvertrag, der bis 1964
immer wieder verlängert worden war, sah vor, daß bei der Einstellung Arbeiter
aus Oberndorf besonders zu berücksichtigen seien.
Auf dem Bergrücken im Oberndorfer Holz beginnen über
den Flurstücken 236 und 2381/2 verschiedene Grünsandsteinlagerungen
mit mehreren aufgelassenen Brüchen und Gruben.
Auf der Flurnummer 357 befindet sich ein ebenfalls aufgelassener Bruch
der Familie Schwarz aus Oberndorf, heute teilweise noch der "Schwarz´sche
Bruch" genannt. .Die mächtige Lagerung besteht aus dunkelgrünem,
geschlossenem Material, aus dem auch das romanische Portal der Oberndorfer Kirche
hergestellt ist. Denn bereits im 13. Jahrhundert wurde einheimisches
Steinmaterial für den Bau der Oberndorfer Kirche verwendet.
Auf der rechten Seite an der Straße nach Oberndorf hat der der frühere Badbesitzer Plenk einen Steinbruch. Der Abbau wurde kurz vor dem 2. Weltkrieg aufgegeben. Ein weiterer
Steinbruch befand sich über den Häusern Nr. 10 bis 14 ebenfalls an der Straße nach Oberndorf. Hier wurden die
Steine bereits um 1860 gebrochen. Man benötigte die Steine zum Bau der Eisenbahnlinie Saal - Regensburg. Die Tunnels bei Poikam, GundeIshausen und Lohstadt wurden mit
diesem Sandstein gebaut. Die gelockerten Steine wurden den Berg herabgerollt, auf die Schiffe verladen und von dort nach
GundeIshausen und Lohstadt gebracht. Die Bauleute hatten zwar den Auftrag, auch den anfallenden Schutt
wegzuräumen, allerdings war ihnen dies zu umständlich. In der Nähe des Anwesens Gleixner blieb der Abraum
einfach liegen, heute von Sträuchern und Bäumen überwuchert. Nach dem 2. Weltkrieg wurde auch hier der Steinbruch aufgelassen.
An den Hängen befinden sich noch einige Höhlen. in denen während der letzten Kriegstage im April 1945 verängstigte Bewohner Schutz suchten. Diese Höhlen waren früher wesentlich größer und
führten tiefer in den Berg hinein. In Folge der Absprengarbeiten für den Bahnbau wurden diese
Höhlen großenteils zerstört. Damit der Abraum nicht weiter abrutschte, wurden zur Verfestigung Bäume,
wie Fichten und Ulmen, aber auch Sträucher gepflanzt.
In einem weiteren Steinbruch über Oberndorf, in der sogenannten Adlerhöhle bewahrten die Steinmetze ihre Werkzeuge auf. Mit einer Türe wurde
die Höhle vor Diebstahl gesichert. Ein aus Stein geschlagener Adler befindet sich heute noch in der Höhle.
Noch bis in die dreißiger Jahre haben dort Steinmetze Grab- und Grenzsteine oder Sockel für die Flurmarterl geschlagen. Bearbeitungsspuren sind
an vielen Felsen noch zu erkennen.