Geschichtliches über Oberndorf
im Folgenden ein Auszug aus:
St.Mariae Himmelfahrt in Oberndorf -
Eine Dorfkirche im Spiegel eines Jahrtausends - von Friedrich Fuchs / Schriftenreihe 6.3 im Verlag Weltenburger Akademie Aventinum e.V., erschienen
1993
Der
Name von Oberndorf sagt recht wenig aus über den Ursprung des Ortes. In der
Regel steckt im Grundwort "obern..." eine ungefähre Lagebestimmung in
der Landschaft, gemeint ist also eine gewisse Höhenlage, was in unserem Fall
sicher nicht überzeugt. Einer selteneren Deutungsmöglichkeit folgend könnte
auch ein "oberes" im Sinne von "hinteres" Dorf gemeint sein,
dies im Gegenzug zu einem "niederen", das heißt "vorderen"
Dorf. Die zweite Deutung kann durchaus überzeugen, vor allem im Hinblick
darauf, daß die Frühgeschichte von Oberndorf eng mit dem Kloster Prüfening
bei Regensburg verbunden ist. Von dort aus gesehen liegt Oberndorf tatsächlich
"oben" (stromaufwärts) und "hinten" im Donautal.
Mit
dem Jahr 1119 tritt Oberndorf erstmals urkundlich auf den Plan der Geschichte.
Das Gebiet um das heutige Bad Abbach war seit l007 lehenspflichtig im Besitz des
Bistums Bamberg. Kaiser Heinrich II., der auf der Burg Abbach geboren sein soll,
hatte es dem vom ihm begründeten Bistum zum Geschenk gemacht. Laut einer
Urkunde von 1194 schenkte nun der Bamberger Bischof Otto diese Besitzungen dem
Kloster Prüfening bei Regensburg, welches er wiederum begründet hatte. Äußerer
Anlaß dieser Schenkung war die Einweihung der Prüfeninger Klosterkirche unter
Beisein des Bamberger und Regensburger Bischofs. Überdies war das bisher
bambergische Lehen mit dem Tod des letzten Inhabers Friedrich von Pettendorf
frei geworden. Neben anderen Orten wird in dieser Schenkung auch Oberndorf
namentlich aufgeführt. Oberndorf war um diese Zeit eine Hofmark, das heißt ein
fest umrissener Komplex von Latifundien, der von meist adeligen Hofmarksherrn
verwaltet wurde. Diese besaßen in der Regel auch die niedere Gerichtsbarkeit.
Im weiteren Verlauf des 12. Jahrhunderts findet Oberndorf noch viermal in
Urkunden Erwähnung. Stets wird dabei die Schenkung von 1119 von höchster
Stelle bestätigt, 1120 und 1139 durch die Päpste Honorius und Innozenz II.
1146 durch Papst Eugen III., welcher die Heiligsprechung Kaiser Heinrichs
bewirkte, und schließlich nochmals 1155 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa.
Man
darf zurecht vermuten, daß es um diese Zeit auf Betreiben des Prüfeninger
Klosters in Oberndorf auch schon einen kleinen Kirchenbau gegeben hat.
Die
ältesten Teile der heutigen Kirche sind jedoch erst ungefähr 100 Jahre nach
der Schenkung von 1119 entstanden. Die Antriebskräfte für diesen
vergleichsweise prächtigen Neubau sind nicht mehr sicher zu ergründen. Die spärlichen
historischen Nachrichten zur Oberndorfer Frühgeschichte sind aber von solcher
politischer Brisanz, daß sich aus ihnen durchaus ein glaubhaftes Bild der Verhältnisse
rekonstruieren läßt.
Im
Jahr 1209 war Oberndorf in die "Schlagzeilen der Reichspolitik"
geraten. Den mit Reichsacht belegten Königsmörder Pfalzgraf Otto VII. von
Wittelsbach ereilte 1209 bei seiner Burg "Niederstrang" in Oberndorf
der Rachetod von der Hand des Reichsmarschalls Heinrich von Pappenheim. Außer
der Burg "Niederstrang" soll es bei Oberndorf auch ein
"Oberstrang" gegeben haben. Ganz in der Nähe auf der Höhe östlich
der Kirche ist der Platz einer ehemaligen Burg heute noch gut auszumachen. Von
hier aus konnte das Donauknie bei Bad Abbach bestens übersehen werden. Der Hang
bildet ein kleines Plateau aus, das bergwärts künstlich in den anstehenden
Fels getrieben ist. Im vorderen Teil läßt ein kreisrunder, überwachsener
Kleinhügel die Stelle des ehemaligen Wehrturmes vermuten. Allenthalben liegt
auch noch loses Bruchsteinmauerwerk umher. Die Ruine hatte bis in unsere Zeit
den Oberndorfer Bauern als willkommener "Steinbruch" gedient. Die
Stelle der zweiten Burg lag über
Ursache
für die Verfolgung und den gewaltsamen Tod des Pfalzgrafen war ein
Kapitalverbrechen, das dieser als besonders jähzornig gerühmte Wittelsbacher
im Jahr zuvor begangen hatte. Aus persönlichen Rachemotiven hatte er in Bamberg
den deutschen König Phillip von Schwaben getötet, weil dieser seine
heiratspolitischen Karrierepläne durchkreuzt hatte. Nach gelungener Flucht war
der Pfalzgraf jedoch mit der Reichsacht belegt worden und damit überdies in den
Kirchenbann geraten. Das heißt, er durfte nun nach seinem eigenen Tod nicht
kirchlich bestattet werden. Einer freilich ungesicherten Überlieferung nach
wurde sein abgetrenntes Haupt bei Oberndorf in die Donau geworfen. Den übrigen
Leichnam brachte man in einem "ausgepichten Fasse" (das heißt
mit Pech versiegelt) vorerst ins Kloster Indersdorf (nordwestlich von Dachau),
das sein Ahnherr Otto III. erbaut hatte. Dort verblieb der Leichnam acht Jahre
.lang unbestattet. Auf Intervention des Klosters und des Herzogs Ludwig des
Kelheimers, dem Onkel des Toten, gelang schließlich gegen hohe Sühnegeldstiftungen
die Lösung vom Kirchenbann und 1217 konnte die feierliche Bestattung erfolgen.
Eine
Sühnestiftung könnte auch den Anstoß gegeben haben für den Bau einer Kirche
am Ort der Ermordung des Königsmörders. In Oberndorf war ja schließlich die
Reichsacht vollstreckt worden für ein in Bamberg begangenes Verbrechen. Für
das Kloster Prüfening als Besitzer der Oberndorfer Gegend aus den Händen des
Bamberger Bischofs dürften wohl die Ereignisse eine besondere politische
Brisanz gehabt haben. Dafür spricht vor allem eine alte mündliche Überlieferung,
die ein Chronist von 1832 festgehalten hat. Danach soll es in vorbarocker Zeit
in der Oberndorfer Kirche hinter dem Hochaltar eine steinerne Gedenktafel
gegeben haben, die an die Hintergründe des Pfalzgrafentodes erinnerte. Damit wäre
ein enger Kausalzusammenhang zwischen Sühneleistung und Kirchenbau überzeugend
belegt und durch das Begräbnisjahr 1217 auch ein ungefährer Zeitansatz
gegeben. Im Vorgriff sei angemerkt, daß auch neuere Überlegungen zum Stil des
reichen Portalschmucks im Erdgeschoß des Turms auf eine Entstehungszeit um 1220
hindeuten.
auch auf den TVO-Seiten (von Georg Brunner) ist einiges zur Dorfgeschichte gesammelt.
weitere
Informationen sind auch hier
bei Ernst Gassner zu finden.